Fotos: Strobl

Wenn man die L382 am Steinberg benutzt und die Adresse Steinberg Nr. 10, das Haus mit der blauen Tür entdeckt …

… dann ist man bei Renate und Gerhard Heinrich in ihrer Hofkäserei angelangt!
Lange Zeit war das Haus unmittelbar neben der Landesstraße mit dem Milchautomat hinter der blauen Tür, ein Geheimtipp für Kenner und Genießer von einheimischen Produkten, die aus dem landwirtschaftlichen Rohstoff Milch hergestellt wurden.

Der Start
Vor mehr als zehn Jahren, genauer gesagt im Jahr 2008, hat alles mit der Käseerzeugung in der Hofkäserei Heinrich begonnen. Gerhard Heinrich, gelernter Forstarbeiter, Jäger und Landwirt, hat sich Alternativen zur schweren Waldarbeit gesucht. Täglich rund 16 Tonnen Holz mit der Motorsäge zu bewegen, dabei immer wieder großen Gefahren ausgesetzt zu sein, würde auf lange Sicht nicht die berufliche Zukunft bleiben können. Eine Alternative, wie die Beschäftigung mit mehr Bezug zu regionalen Produkten aus der Landwirtschaft oder mit Erzeugnissen aus eigener Erzeugung, wurde in der Familie besprochen. Die Entscheidung zur Käseproduktion entstand dabei während einem Sommerkurs in Alt Grottenhof bei Gerhards ehemaligem Lehrer Karl Fraißler.
Gerhard grinst dabei, wenn er davon erzählt, wie bei gregorianischer Musik im Käsekeller der altehrwürdigen Fachschule ein richtiger Blitz durch ihn gefahren ist. Das erste Mal seinen eigenen, fast reifen Käse in seinen Händen zu halten. Ein unbeschreibliches Gefühl aus Stolz und Demut dem Produkt gegenüber, mit dem er sich ab diesem Zeitpunkt nun vermehrt beschäftigen wollte.

Die Experimente
Gemeinsam mit Ehefrau Renate folgten viele Experimente mit verschiedenen Käsekulturen, am Beginn noch durch die Verwendung von teils ausgeborgten Werkzeugen. Es galt zu lernen, zu verkosten, zu studieren und zu forschen.
Mit der Unterstützung von Freunden wurde der alte Stall an der Landesstraße umgebaut und eine Hofkäserei mit eigenen Gerätschaften eingerichtet. „Die Grundausrüstung zur Produktion von Käse kostet ein schönes großes Auto“ erzählt Gerhard Heinrich, als er gerade den Kümmelkäse mit Kunden verkostet. Die Geschichte zu diesem besonderen Käse erzählt Gerhard sehr gerne ausführlich. Da lohnt es sich dann, schon ein wenig Zeit bei einer Verkostung mitzubringen.
Einerseits, weil es mittlerweile schon sehr viele Sorten gibt und andererseits, weil die Geschichten, die er zu erzählen hat, sehr außergewöhnlich sind. So viel sei vorab verraten, der Kümmelkäse hat internationale Beteiligung. Denn gemeinsam mit einem türkischen Bäcker auf Ausbildungstour in Österreich wurde orientalischer Schwarzkümmel mit steirischer Milch zu einem grandiosen Qualitätsprodukt verarbeitet, dem typischen Kümmelkäse vom Heinrich!

Sortenvielfalt
Ob es nun Frischkäse und Butter, Steinberger Auslese, Hofkäse oder doch Rotweinkäse ist, es ist bestimmt für jeden Geschmack etwas dabei. Der „Tillsitter“ und der „Alt Heinrich“ etwa werden vor dem Verkauf zumindest ein bis eineinhalb Jahre reifen gelassen und das schmeckt man dann auch. Zur „Veredelung“ des Frischkäse werden je nach Saison Kräuter aus dem eigenen Garten wie Knoblauch, Ringelblumenblüten oder Schnittlauch verwendet. Die Natur und die Landwirtschaft liefern die Grundmaterialien, Gerhard Heinrich macht daraus dann mit viel Liebe zum Lebensmittel die mittlerweile bereits mehrfach prämierten Köstlichkeiten.

Der Genuss
Bei diversen Käseverkostungen, gemeinsam mit Wein aus der Steiermark oder auch mit Most aus der Umgebung, kann man sich von der Qualität aus der Hofkäserei selbst überzeugen. Natürlich werden Kunden auch direkt im Betrieb am Steinberg beraten und unterstützt. Gerhard Heinrich tüftelt gerne selbst daran, welcher Käse zu welchem Wein oder Most und sogar zu welcher Marmelade passt. Dabei kann man in seinen Augen schon mal ein gewisses Glänzen sehen, wenn sein Gaumen mit dem Ergebnis der Kombination zufrieden ist!

Der neue Weg
Die blaue Tür am Steinberg, die so auffällig neben der Straße den Betrieb leicht auffindbar gemacht hat, wird nun im Herbst einer braunen Tür weichen. Grund dafür ist, dass ein Selbstbedienungsladen mit Produkten aus dem nahen Umfeld entsteht. So werden nach der Fertigstellung u. a. Milch, Käse, Topfen, Eier, Brot, Kernöl, Äpfel und Apfelsaft, Gewürze, Honig und Kartoffel angeboten. Milch in Glasflaschen, die vielfach wiederverwendet werden können, gibt es ja schon seit 1. April 2019.
Wer weiß also, welche neuen Ideen sich noch entwickeln werden, reifen werden wie der „Alt Heinrich“ und dann den Gaumen der Kunden erfreuen. Dort bei der (noch) blauen Tür der Hofkäserei Heinrich am Steinberg mit der Hausnummer 10!