Foto: Christa Strobl

„Do kumm i wohl nie aussi!“ sagt Simone Schmiedtbauer und meint damit das Hitzendorfer Gemeindehaus. „Und das ist gut so“, meinen die anderen.

Zur Erklärung: Die nunmehrige Enddreißigerin ist in diesem Haus aufgewachsen, hat später jene Räumlichkeiten bewohnt, in denen sich heute das Büro des Bürgermeisters befindet, ist mit ihrem Quereinstieg in die Politik 2010 wieder eingezogen und wird in Hinkunft mehr Zeit denn je dort verbringen. In wenigen Wochen wird das fesche Energiebündel nämlich als oberste Hitzendorferin in die Fußstapfen von Franz Höfer treten. Ob die Leute sie dann mit „Frau Bürgermeister“ oder „Frau Bürgermeisterin“ titulieren, ist ihr dabei herzlich wurscht. Um solche künstlichen Kleinigkeiten will sie sich nicht kümmern, es gibt ja schließlich Wichtiges zu tun. Am liebsten wär´ ihr ohnehin, wenn sie alle einfach mit Simone anreden.

Tierisch geprägt

Ihr unkompliziertes Wesen und ihre direkte Art rühren daher, dass sie naturverbunden und ohne jegliche Allüren groß geworden ist. Schon mit acht Jahren galt Simones ganze Liebe den Pferden, hätte sie nicht alle Pokale gespendet, könnten diese ihre Leistungen im Dressurreiten bezeugen. Das scheinbar noble Hobby wollte aber auch verdient sein, weshalb sie viele Stunden ausmistend, striegelnd und sonstwie arbeitend in diversen Stallungen verbrachte. Und dass sie die Gymnasialzeit als Internatsschülerin bei den Schulschwestern in Eggenberg verbringen musste, war angesichts der wochentäglichen Trennung von ihrem Pferd doppelt schmerzhaft.

Branchenwechsel

Nach der Matura stieg sie bei einer Grazer Volksbankfiliale ins Berufsleben ein und blieb in der Folge bei der Raiffeisenbank von Hitzendorf dem Bankwesen treu. Aber nicht lange, denn schon bald „hat der Greger ein paar Mal vorbeig´schaut“. Greger ist der Vulgoname des Heimathofs von Andreas, mit dem die entscheidungsschnelle Dame schon nach weniger als einem Jahr Zweisamkeit die Ehe eingegangen ist. Und weil es von nun an galt, einen Schweinemastbetrieb mit zwanzig Hektar Äcker, Wiesen und Wald zu führen, jede Woche zwei Mal am Markt zu stehen und sich bald Kathrin und Sophie, mittlerweile 16 und 13 Jahre jung, einstellten, musste sich die Bank eben um einen Ersatz für die nunmehrige Frau Schmiedtbauer umsehen.

Trainerjob

Viele im Ort kennen Simone wegen der begehrten Labradore, sie selbst nennt die Hundezucht aber nur ein Hobby – ein aufwändiges allerdings, schläft sie doch die ersten drei Lebenswochen der Welpen neben der Wurfbox und nimmt später deren Ausbildung zum Jagdhund selbst in die Hand. Und diese Hand ist eine sehr gute, denn Zuchtrüde „Kornelius von Waldschratt“ ist der bestgeprüfte braune Labrador der Steiermark. Die Arbeit mit den Tieren empfindet sie aber keineswegs als solche, sondern als Erholung vom eigentlichen Arbeitstag, der, wenn marktgefahren wird, um vier Uhr in der Früh beginnt. Auf einem Pferderücken ist sie schon seit Jahren nicht mehr gesessen, doch haben ihr letztes Turnierpferd und ein Pony ihr Ableben auf dem Hof. Noch relativ jung ist das gemeinsam mit einem Nachbarn betriebene Wildgehege, wo derzeit fünfzehn Stück Damwild das Gras fressen, „das die Pferd´ net derpacken“.

Klare Prioritäten

Als sie einst von Bürgermeister Höfer gefragt wurde, ob sie sich in der Gemeindepolitik engagieren wolle, überlegte sie nur kurz und sagte zu. Es müsse sich ausgehen, einen Beitrag für die Allgemeinheit zu leisten, ohne dass die Familie zu kurz kommt („Grad für mich als Internatskind hat die Familie einen besonders hohen Stellenwert. Und in der Politik kannst du morgen schon wieder weg vom Fenster sein.“). Und es ist sich in den vier Jahren, die sie als Vizebürgermeisterin, Bezirkskammerrätin und Gemeindebäurin nun schon umtriebig ist, auch ausgegangen. „Aber jetzt müssen wir jemand aufnehmen“, steht für alle vier unverrückbar fest, dass es bei der Familienpflege keine Abstriche geben darf.

Wunschlos

Wenn die Gemeinde im kommenden Jahr 6.800 Einwohner zählt, dann ist das rasche Zusammenwachsen aller angesagt. Deshalb will sich Simone auch um das Gespräch mit allen bemühen und die Kommunikation aller untereinander fördern, „politisches Hickhack interessiert niemand“. Das sollte ihr auch gelingen, weil sie Bescheidenheit und Bodenständigkeit selbst vorlebt: „Eigentlich bin ich wunschlos, denn wenn mir nichts einfällt, hab ich doch alles.“ Aber die Schmiedtbäurin gibt sich durchaus auch fordernd, doch hat das seinen tieferen Sinn. So müssen die Töchter am Hof mit anpacken, „damit sie wissen, wie schwer Geld verdient ist“. Und wenn es verdient ist, reicht es der designierten Frau Bürgermeister (oder auch -in), einfach so dazusitzen und stressfrei zu genießen: „Ich muss nicht shoppen.“