Foto: Christa Strobl
Es fällt schwer, unserer Marktgemeinde für ein paar Tage oder Wochen den Rücken zu kehren. Aber wenn es doch einmal so weit ist, dann sorgt Hakali für Alternativen, die das Heimweh erträglich machen.
Hitzendorf brauche ein Reisebüro, meinte der Bürgermeister, als das b+ Bauzentrum im Entstehen war, und wusste auch schon, wer sein erster Ansprechpartner dafür ist. Und dieser – genauer gesagt, das Ehepaar Linde und Karl Haider – überlegte nicht lang. Als relativ spätberufene Selbstständige in der Branche sagten sie zu und wagten den Sprung in einen heiß umkämpften Markt – mit Erfolg, denn dieser Tage feierte das Reisebüro Hakali sein zehnjähriges Bestehen und erfreut sich – abgesehen von den zwei Anfangsjahren, wo die Liebochtaler noch nicht glauben wollten, dass der Neuling mit den Großen mithalten kann – eines nach wie vor wachsenden Stammkundenkreises.
Vom Traktor in den Bus
Warum dem Unternehmen Erfolg beschieden ist, liegt in der Biographie von Haiderkarllinde begründet. Sie, eine gebürtige Burgenländerin, hat es im Alter von fünf Jahren nach Rohrbach verschlagen. Nach der Schulzeit in Hitzendorf erlernte sie den Beruf einer Kleidermacherin, besserte, als die Kinder noch klein waren, das Familieneinkommen als Fabriksarbeiterin bei Payer Lux auf, wechselte Ende der Achtzigerjahre in die Gastronomie, erwarb am Wifi die Konzession für das Hotel- und Gastgewerbe und später auch jene zum Betreiben eines Reisebüros. Warum auch für Letztgenanntes, das ergibt sich aus dem Lebenslauf von Karl. Diese laut Eigendefinition „waschechte Plankenwarter Hausgeburt“ hätte eigentlich den elterlichen Bauernhof übernehmen sollen, aber von den väterlichen Ansichten divergierende Vorstellungen hinsichtlich Modernisierung des Maschinenparks machten dann doch, obwohl er landwirtschaftliche Fachschulen absolviert hatte, das Transportgewerbe zu seinem ersten Brotberuf. Anfangs waren es Viehtransporte, später saß er am Steuer von Autobussen. So wäre es wohl auch eine Zeit lang weitergegangen, hätten nicht die Folgen eines Freundschaftsdienstes die ganze Familie auf eine harte Probe gestellt. Karl lieferte einen Mähdrescher an und übersah dabei eine starkstromführende Leitung. Die Folgen: Herzstillstand, fast die Hälfte der Haut verbrannt, 160 Tage Krankenhaus und ein Rehabilitätsprogramm, das ihm wie einem kleinen Kind das Gehen wieder beibrachte. Sohn Heimo, der seinen Job als Fernmeldemonteur an den Nagel gehängt hat und heute eine treibende, mit den neuen Medien gut vertraute und vor allem hochambitionierte Kraft im Reisebüro ist, war zu diesem Zeitpunkt gerade zwei Jahre alt.
Musikalische Therapie
Umorientierung war angesagt. Karl kam bei der Post unter und arbeitete sich mittels Fachprü-fungen vom „Packlschupfer“ zum Schalterbeamten hoch. Aber als vor fünfzehn Jahren dort die Stehpulte eingeführt wurden, hat er es „net mehr dapockt“ und verabschiedete sich – mittlerweile war seine teilweise Invalidität endlich auch amtlich anerkannt – in die Pension. Über all die schwierigen Jahre hat ihm die Unterstützung durch Linde hinweggeholfen, aber zu einem nicht unwesentlichen Teil auch seine Leidenschaft fürs Musische. In den Reihen der Oswalder Ortsmusik, der er so wie später auch der Postmusik Graz lange als Obmann vorstand, mit Trompete und Flügelhorn groß geworden, verlegte er sich als Gründungsmitglied des „Edelweiß Echo“ auf Unterhaltungsmusik („Auf echte Volksmusik hamma dabei aber nie vergessen!“), die darauf folgenden 21 Jahre bei den „Hörgaser Buam“ führten ihn quer durch Europa und darüber hinaus, wie etwa eine dreiwöchige Tournée durch Kanada. Seine Verdienste um die Musik und das regionale Vereinsleben, aber wohl auch seine Bereitschaft zu vielen Benefizkonzerten – unter anderem zugunsten des Hauses der Barmherzigkeit, des Hirtenklosters oder der Rumä-nienhilfe – wurden 2012 mit der Verleihung des Goldenen Ehrenzeichen des Landes Steiermark symbolisch bedankt.
Taktvolles Reiseprogramm
Zur Zeit des eingangs erwähnten bürgermeisterlichen Angebots hatten die Haiders aber schon eine gewisse Erfahrung als Reiseveranstalter, und zwar immer in Zusammenhang mit Musik. Karl saß an der Quelle, Linde hatte die Konzession, als Büro diente ein Raum des Einfamilienhauses in Plankenwart. Dank G’spür und Kompetenz wurden die Musikreisen immer mehr und bilden noch heute einen Schwerpunkt im Programm von Hakali. Gerade die Kreuzfahrten mit bekannten Formationen freuen sich reger Inanspruchnahme. Aber auch wenn’s nicht auf hohe See geht, hat Karl oft seine Hände im Spiel. So etwa sind das Österreichische Postmusiktreffen oder der Oberkrainer Award in der Kirschenhalle seiner Initiative zu danken.