Fotos: Christa Strobl

Egal, ob es um sportliche Erfolge, Literatur- oder Kunstauszeichnungen geht – Christoph Dietrich ist ein wahres Multitalent. Mit seinem bemerkenswerten Werdegang beweist er, was man mit einer positiven Lebenseinstellung alles erreichen kann.

Einen leichten Start ins Leben hatte Christoph Dietrich bstimmt nicht. Er kam als Frühchen auf die Welt und musste bereits im Kleinkindalter viele Operationen über sich ergehen lassen. Die Ärzte zeigten sich pessimistisch und prognostizierten ihm eine stetige Rückentwicklung. Christoph zeigte jedoch starken Lebenswillen und Kampfgeist und bewies den Ärzten das Gegenteil. Heute führt er ein glückliches und sehr erfülltes Leben.

Frühe Förderung
Christophs Werdegang beginnt im Heilkindergarten am Grazer Rosenhain, wo er bereits früh besondere Unterstützung bekam. Im Zuge eines Projekts in der Volksschule Hitzendorf hatte er außerdem das Glück, durch eine zusätzliche Klassenlehrerin besonders gefördert zu werden. Nach der Hauptschule schloss er auch das Polytechnikum erfolgreich ab. Anschließend kam er zur Lebenshilfe nach Voitsberg, später nach Lieboch. Dort arbeitet er aktuell in einer Seifenproduktion.

Sportliche Leidenschaft
Durch die Förderung seiner Betreuer in Lieboch wurde auch
Christophs sportliche Leidenschaft geweckt. Diese Leidenschaft konnte er bei zahlreichen Wettbewerben erfolgreich unter Beweis stellen. Bei nationalen Bewerben der Special Olympics gewann er mehrere Gold-, Silber- und Bronzemedaillen. 2005 ging es dann mit der Floorhockey-Mannschaft sogar ins japanische Nagano zu den internationalen Special Olympics. Dort gewannen sie die Goldmedaille und kehrten als strahlende Sieger nach Hause zurück.

Ehrungen von oberster Stelle
Dieser großartige Erfolg blieb auch in der Heimat nicht unbemerkt. Christoph wurde nicht nur von Familie und Freunden herzlich beglückwünscht, sondern sogar vom steirischen Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer in der Grazer Burg geehrt. Den lobenden Worten der steirischen Politik schloss sich auch der damalige Bundespräsident Heinz Fischer an und überreichte ihm als besondere Auszeichnung einen Wiener Philharmoniker in der Bundeshauptstadt. Dazu bekam er die Einladung, 2011 als Debütant beim Wiener Opernball mitzutanzen. Dass seine Mutter Ingrid eine eigene Tanzschule hat, kam bei den Vorbereitungen natürlich sehr gelegen. Mithilfe der Assistentin verlief Christophs Tanzauftritt schließlich ohne Probleme.

Künsterlische Tätigkeit
Mit den zahlreichen Erfolgen im Sport und den Ehrungen durch Landes- sowie Staatsoberhaupt ist die Liste von Christophs Erfolgen aber noch lange nicht abgeschlossen. Auch künstlerisch hat der 37-Jährige nämlich so einiges drauf. Seine Betreuer in der Lebenshilfe Lieboch erkannten neben seinem großen technischen Interesse und seiner Begeisterung für Sport auch schnell sein kreatives Talent und setzten sich für seine Förderung ein. Mit einem seiner Kunstwerke gewann er beim Kreativwettbewerb „Sonne, Wind und Wasser – Erneuerbare Energie“ eine Urkunde. Zusätzlich zum bildnerischen Gestalten formuliert Christoph auch gerne Gedichte und Texte. Schreiben kann er sie zwar nicht selbst, durch das Diktieren der Inhalte werden sie aber dennoch zu Papier gebracht. Von Christophs Talent begeistert, entschieden seine Betreuer 2017, eines seiner Werke beim Literaturwettbewerb „Ohrenschmaus“ einzureichen. Unter insgesamt 186 Texten setzte sich Christophs Beitrag „Der guadn blauen Schmierfettn“ durch und er wurde zu einem von drei Hauptpreisträgern gekürt. Im Wiener Museumsquartier erfolgte dann die offizielle Ehrung, bei der die Preise und Urkunden überreicht und die Texte noch einmal von den Schauspielern Chris Pichler und Gregor Seberg vorgelesen wurden. Christophs Text erntete – wie sollte es auch anders sein – besonders viel Beifall. Auch im darauffolgenden Jahr nahm er noch einmal am Wettbewerb teil und wurde mit seinem neuen Text über einen Deutz-Traktor in eine besondere Ehrenliste aufgenommen.

Begeisterung überall
Mit seinen Kunstwerken begeistert Christoph auch in seiner Wohngemeinde. Einer seiner größten Fans ist wahrscheinlich sein guter Freund und Nachbar Heinrich Winkelmayer. Dieser organisierte beim Hitzendorfer Marktfest 2019 eine eigene Vernissage, bei der Christophs Meisterwerke ausgestellt wurden und die Besucher begeisterten. Darüber freute sich der Künstler natürlich besonders. Auch heuer konnte Christoph schon wieder eine Auszeichnung einheimsen. „Verbindungen“ heißt das Bild, das ihm beim Projekt „VOI fesch“ — einer Förderung von Künstlern mit Behinderung — den 5. Platz von insgesamt 285 Teilnehmern einbrachte. Für Christoph ist das schönste an dieser Auszeichnung, dass sich die Wiener Firma Cargo-Partner für sein Bild entschieden hat und es von nun an den Sattelschlepper mit einer Länge von 13,6 Meter ziert. Da der LKW der Firma einmal die Woche nach Graz kommt, bekommt Christoph sein Kunstwerk auch regelmäßig zu sehen.
Positive Lebenseinstellung
Neben all seinen Errungenschaften, Erlebnissen und Auszeichnungen ist aber das wohl Einzigartigste an Christoph Dietrich seine positive Lebenseinstellung. „Christoph ist einfach ein durch und durch glücklicher Mensch. Wenn ich ihn zu Weihnachten frage, was er sich denn wünscht, sagt er, dass er eh nichts braucht. Er ist einfach wunschlos zufrieden,“ betont seine Mutter Ingrid. Auch künftig dürfte dem kreativen Kopf wohl kaum langweilig werden. „Ideen für neue Projekte hat er genug. Wir müssen halt dann auch schauen, was wirklich realisierbar ist. Ein Überredungskünstler ist er aber auf jeden Fall“, lacht Ingrid. Von so viel Lebensfreude, Energie und Glück könnte sich — besonders in Zeiten wie diesen — wohl der ein oder andere eine große Scheibe abschneiden.