Um der Wegwerfgesellschaft entgegenzuwirken, initiierte Birgit Rönfeld einen Kostnixladen in Hitzendorf sowie eine Plattform auf Facebook. In der Bevölkerung finden beide Projekte großen Anklang.

Was nichts kostet, kann nicht gut sein: Dieses altbekannte Vorurteil will Birgit Rönfeld in Hitzendorf aus der Welt schaffen. Seit März gibt es in der Marktgemeinde einen Kostnixladen, der von der 51-Jährigen initiiert wurde. Das Prinzip beruht auf Geben und Nehmen: Das, was gebraucht wird, kann kostenlos mitgenommen werden und das, was nicht mehr gebraucht wird, und sich natürlich in einem guten Zustand befindet, wird dort gelassen. Somit wird der Wegwerfgesellschaft entgegengewirkt und noch brauchbaren Dingen erneut ein Wert verliehen. „Wir alle haben Sachen Zuhause, bei denen es schade wäre, sie einfach wegzuschmeißen. In Gratwein und Gratkorn gibt es solche Läden schon länger, also habe ich mir gedacht, wir könnten so etwas auch in Hitzendorf umsetzen“, antwortet Rönfeld auf die Frage, wie sie denn auf diese Idee kam. Unterstützt wird sie von 20 aktiven Helfern, 19 Frauen und einem Mann, für die sie mehr als dankbar ist. Gemeinsam sortieren sie die abgegebenen Sachen durch, bauen Regale auf, räumen sie ein und schmeißen den Laden. „Ist der Kostnixladen geöffnet, arbeiten immer drei Personen gleichzeitig. Wir freuen uns immer über helfende Hände, sollte also jemand mitmachen wollen, kann man uns immer ansprechen“, meint Rönfeld.

Aus zweiter Hand
Das Projekt findet großen Anklang bei einem bunt gemischten Publikum. Sowohl Alt als auch Jung interessieren sich dafür. Dabei halten sich die Leute aber auch an die derzeit geltenden Corona-Maßnahmen. „Alle sind sehr diszipliniert und halten Abstand. Die Leute haben wirklich viel Freude mit dem Laden“, erzählt sie. Das haben die Bürger aber nicht nur mit dem Kostnixladen, sondern auch mit der Facebook-Plattform „Hitzendorf verschenkt“, die ebenso von Birgit Rönfeld ins Leben gerufen wurde. Mit knappen 1000 Mitgliedern ist die Online-Gruppe, die weit über die Gemeindegrenzen hinaus genutzt wird, nicht nur ein voller Erfolg, sondern auch ein nachhaltiger Weg, um nicht mehr Gebrauchtes abzugeben oder nichts Neues kaufen zu müssen. Wer jetzt aber glaubt, dass das schon alles war, wird sich täuschen, denn die gebürtige Niederösterreicherin ist noch für ein weiteres Projekt in puncto Umweltbewusstsein verantwortlich. Nämlich für das offene Bücherregal beim Spar in Hitzendorf, das im September 2019 mit der Unterstützung vom Spar-Markt Zsifkovits umgesetzt werden konnte. Dort können Bücher kostenlos hingebracht und mitgenommen werden.

Anfänge
Dass die Umwelt geschützt wird, ist ihr ein großes Anliegen. Wie aber haben ihre Projekte begonnen? „Angefangen hat alles mit einem Kleidertauschevent, das ich drei bis vier Mal im Jahr organisiert habe. Das wurde ganz gut angenommen“, erklärt sie. Nach und nach kamen dann die weiteren Ideen zur Plattform oder zum Laden.

Eine echte Powerfrau
Die 24 Stunden, die der Tag zu bieten hat, nutzt Birgit Rönfeld auf alle Fälle. Seit 28 Jahren arbeitet sie als technische Assistentin am Institut für Biologie an der Universität Graz. In ihrer Freizeit widmet sie sich nicht nur ihren Projekten und dem Umweltschutz, sondern sie leitet auch den gemischten Chor „Vokalensemble Insieme“ und spielt Volleyball im ortsansässigen Verein. Seit 1995 wohnt sie in der steirischen Marktgemeinde. Der Grund für den Umzug ist schnell erklärt: „Wo die Liebe hinfällt“, schmunzelt Rönfeld.
Zukunftswünsche
Und was wäre ihr noch ein großes Anliegen? „Dass es zum Beispiel eine bessere Busverbindung gibt. Am Sonntag fährt beispielsweise kein Bus von Hitzendorf nach Graz. Für einen Ausflug muss immer das Auto genommen werden“, sagt sie. Auch einen Ausbau bzw. eine Verbesserung der Radwege würde Rönfeld sich wünschen. Ob weitere Projekte in Planung sind? Ein Zeithilfenetzwerk würde ich mir wünschen. Das finde ich sehr interessant. Das Prinzip ist recht einfach, man hilft sich gegenseitig. Wenn der eine zum Beispiel gerne kocht und der andere gerne den rasen mäht, kann man einen Austausch finden“, meint sie. Hitzendorf kann auf jeden Fall froh sein, so eine engagierte Bürgerin zu haben.