Foto: Christa Strobl

Zusammen bringen sie es auf ein Dreivierteljahrhundert an der Hitzendorfer Volksschule – netto wohlgemerkt, denn Martha Kortschak und Sylvia Neubinger, die mit Ende dieses Schuljahrs aus dem Lehrkörper, nicht aber aus der Lehrergemeinschaft ausscheiden, waren Zeit ihres Berufslebens so gut wie nie krank und haben mit Gipshand genauso unterrichtet wie ohne Stimme.

Die eine stammt aus der Gegend und setzte alles daran, sobald als möglich nach Hitzendorf versetzt zu werden, die andere wurde gleich zu Beginn ihres Lehrerinnendaseins in die Volksschule unserer Marktgemeinde gesteckt und wollte – obwohl in Graz wohnhaft – nicht mehr weg von hier, obwohl ihr das in Folge knapp eine halbe Million Autokilometer zum Arbeitsplatz einbringen sollte. Aber was sind schon zwölf Umrundungen des Erdballs gegen einen Betriebsklimawandel zum Schlechteren?

Gewichtungen

Beginnen wir unsere „Abschiedsvorstellung“, nämlich die Vorstellung der längstgedienten Damen an der hiesigen Volksschule anlässlich ihres Abschieds von dieser, mit der Lokalmatadorin Martha Kortschak. Als eines von drei Geschwistern auf einem Stiwoller Bauernhof mit ganzen eineinhalb Hektar Grund und einer Kuh groß geworden, folgte sie dem mütterlichen Rat, im Hinblick auf ein sorgenfreieres Leben mehr als nur die Schulpflicht hinter sich zu bringen. Dies tat sie am Mupäd und an der Pädak in Graz und auch später berufsbegleitend, was ihr einige Sonderbefähigungen einbrachte. Derart gestärkt konnte sie nach Anstellungen in Unterpremstätten und Wundschuh im fünften Berufsjahr ihren Dienstort endlich in die heimatlichen Gefilde verlegen. Direktorin Veronika Schober erklärt, wie Kortschak die weggefallenen Wegzeiten zu kompensieren pflegt: „Wenn’s notwendig ist, kommt sie zu jeder Tages- und Nachtzeit in die Schule oder fährt zu den Kindern nach Hause, außerdem hält sie unbezahlte Stunden im Flöten und Förderunterricht.“

Die viel-, aber nicht nur krimibelesene Mutter zweier längst erwachsener Kinder und frischgebackene Oma plant ab Sommer weiterhin das zu tun, was sie auch bisher schon gemacht
hat, nur halt ein wenig anders gewichtet – also mehr lesen, (familien)wandern oder schnapsen, aber weniger Schule: „Als Lesetante bleib‘ ich der Schule schon erhalten!“

Verschiebungen

Die schon in Kleinkindheitstagen von Bruck nach Graz übersiedelte Sylvia Neubinger scheint Veränderungen im großen Stil geliebt zu haben, umfasste das Jahr ihres Eintritts ins Berufsleben doch auch noch eine Hochzeit und die Geburt ihrer ersten Tochter (eine zweite sollte noch folgen). Ganz leicht sei es aber nicht gewesen, erinnert sie sich an ihr erstes Dienstjahr in Heiligenkreuz am Waasen, denn erst, nachdem sich die Kleine zur Nachtruhe begeben hatte, konnte sie den Unterricht für den Folgetag vorbereiten. Schon im zweiten Dienstjahr, dem weitere vierzig folgen sollten, gelang ihr der Sprung nach Hitzendorf. Einen weiteren nach Graz, wie ursprünglich angepeilt, wollte sie dann aber aus den eingangs erwähnten klimatischen Gründen dann gar nicht mehr tun. Und auch die beiden Töchter konnten am mütterlichen Glück teilhaben, besuchten doch beide die Volksschule in Hitzendorf. Wie bei Martha wird der sogenannte Ruhestand auch bei Sylvia nur graduelle Veränderungen mit sich bringen, das heißt mehr Lesestoff, mehr Bewegung („Und das schon am Vormittag.“) und mehr Urlaub („Noch dazu, wenn nicht alle anderen fahren.“). Der Hausrekord von 41 Dienstjahren an der Hitzendorfer Volksschule ist Neubinger fürs Erste oder auch für immer nicht zu nehmen, mit ihrer Bewerbung für ein Voluntariat bei den Special Olympics Weltwinterspielen in der Steiermark peilt sie einen weiteren Rekord an: The oldest volunteer forever.