Foto: Christa Strobl
Dass die beiden Pferde nicht mehr im Ortszentrum weiden, tut nicht nur den Hitzendorfern leid, sondern vor allem seinem einstigen Besitzer selbst. „Aber mit meinen neuen Knien hab ich mich nicht mehr getraut, zu reiten“, trauert Fritz Reinbacher den Rössern nach, „die Tiere wollen aber bewegt werden.“ So hat er schweren Herzens für sie ein neues Zuhause gesucht.
Langweilig wird’s dem agilen Siebziger deshalb aber keineswegs. 2010 hat er die Obmannschaft über den örtlichen Seniorenbund von Altbürgermeister Wolf übernommen. Jeden letzten Dienstag im Monat trifft sich um 14 Uhr die Ortsgruppe beim Kirchenwirt für Vorträge, zum Kartenspielen oder als Ausgangspunkt für eine Betriebsbesichtigung in der Region. Die monatlichen Tagesfahrten und der einwöchige Jahresausflug stehen unter seiner Reiseleitung, wobei er Wert darauf legt, den Verdienst für die Organisation mit seiner besseren Hälfte Johanna zu teilen. Und wenn irgendwo Not am Mann ist, ist auch der einstige Gemeinderat nicht weit – beim Kirschenfest genauso wie auf dem Fussballplatz, wo er als Ordner, Kassier und Fan in Personalunion auftritt.
Reinbacher bewohnt mit der Familie seiner Tochter jenes Haus, in dem er einst geboren wurde. Dass bei seiner Geburt der Strom ausgefallen ist, daran kann er sich naturgemäß nicht erinnern, das haben sie ihm erzählt. Sehr wohl erinnern kann er sich aber an eine arbeitsreiche Jugend – die Familie betrieb eine kleine Landwirtschaft, ein Transportunternehmen und einen Brennstoffhandel, eine Buslinie war verpachtet – und auch daran, dass er keine Lehre antreten durfte, weil seine Arbeitskraft daheim gefragt war. Geprägt von der Katholischen Jugend, wo auch seine spätere Frau und Mutter dreier Kinder aktiv war, gehörte er der Feuerwehr und dem Gesangsverein an und spielte im Hitzendorfer Quintett die Gitarre. Die bestandene Aufnahmsprüfung zur Justiz („Dass ich die Katholische Sozialakademie besucht hab, war da ebenso hilfreich wie der Umstand, dass ich sämtliche Führerscheinklassen hab.“) und die fortan ständigen Wochenenddienste als Justizwachebeamter („Nicht jedermanns Sache, weil du oft mit Verzweiflung konfrontiert bist, aber die Gespräche mit Johanna waren mir immer eine wertvolle Hilfe.“) setzten dem Vereinsleben dann allerdings ein Ende.
Doch seit seiner Pensionierung ist Reinbacher wieder so umtriebig wie in jungen Jahren. Wenn die Jugend umbaut, bringt er sich ein, repariert die Mopeds der Enkelkinder oder bastelt an einem Schmuckstück, mit dem er ab nächstem Jahr im Ort unterwegs sein wird. Ein Opel Blitz, mit dem schon sein Vater Kohlen zugestellt hat, befindet sich im Endstadium der Restaurierung.