Foto Christa Strobl

Der Name Poier ist seit über hundert Jahren untrennbar verbunden mit umfassender medizinischer Betreuung im Großraum Hitzendorf. Herwig, der letzte von drei Generationen Hausärzten legte 2006 seine Doktortasche zur Seite, zumindest offiziell.

Für die kleinen Notfälle im weiteren Freundeskreis, sei es ein verstopftes Musikerohr oder ein eingezogener Holzsplitter, seelische Nöte oder ein telefonischer Hilferuf, stehe er selbstverständlich immer noch gerne mit Rat und Tat zur Stelle. „Man kann da doch nicht Nein sagen!“ Ein über die Jahrzehnte gewachsenes Vertrauensverhältnis zur dörflichen Gemeinschaft endet nicht mit einer Pensionierung.

Alt St. Pauler nennen sich die Absolventen des honorigen Kärntner Stiftsgymnasiums St. Paul, in welchem Herwig Poier, nach dem Besuch der Volksschule in Hitzendorf, 1958 seine Reifeprüfung ablegte. Das vorgezeichnete Medizinstudium wurde in Graz absolviert. Danach zog er es vor im Landeskrankenhaus Klagenfurt seinen Turnus zu absolvieren, auch um vorerst dem Dunstkreis
des Vaters zu entkommen. In den folgenden Jahren wurden ihm zusätzlich ein Diplom für Sport- und Arbeitsmedizin verliehen. Als Betriebsarzt der Kärntner Krankenanstalten, konnte er sich als einer der ersten Arbeitsmediziner im Raum Wolfsberg und Villach profilieren.

Ruf der Heimat

Dank der Großzügigkeit der Kärntner Vorgesetzten war es Herwig möglich, innerhalb kürzerster Zeit seinen Vater Arnold, der zwischenzeitlich erkrankt war, in der Ordination Hitzendorf zu vertreten. So kam es, dass er sich nach den Wanderjahren im Herbst 1976 als logischer Nachfolger seines Vaters daheim niederließ und der nächste Dr. Poier seinen Dienst aufnahm. Ältere
Hitzendorfer erinnern sich gerne an den interessanten und großzügigen Praxisraum im Wohn- und Arzthaus der Familie mit allerlei Gerätschaft und der damals üblichen Hausapotheke. Man
mußte wohl als Dorf- und Distriktsarzt ( zuständig für die Gemeinden Hitzendorf, Rohrbach, Thal und Attendorf) für viele Eventualitäten ausgestattet sein. Wie es sich für den Landarzt gehört, war Herwig nebenbei auch als Feuerwehrarzt und als Sportvereinsarzt aktiv. In relativ jungen Jahren wurde er 1991 aufgrund seines Engagements zum Medizinalrat und 2006 zum Obermedizinalrat ernannt. Die kontinuierliche, über 30 Jahre betreute Mütterberatung hat sicherlich vielen jungen Müttern und ihren Kindern Unterstützung und Sicherheit gegeben. Seinen
visionären Geist konnte Herwig beim Aufbau einer Vorstufe der heutigen Hauskrankenpflege zusammen mit der von ihm sehr geschätzten Monika Lueger unter Beweis stellen. Heute würde man dazu wohl „all inklusive Service“ sagen.

Dreimäderlhaus

Gattin Irmtraud, die er bereits während seiner Klagenfurter Tage geheiratet hatte, wirkte dabei immer unterstützend an seiner Seite. Zusammen mit den beiden Töchtern Petra und Eva bewohnt die Familie ein Eigenheim mit gepflegtem Garten in schöner Lage. Die Jungen, mittlerweile schon längst ausgeflogen, kommen immer noch gerne nach Hause und zumindest zu Weihnachten
gibt es bei Familie Poier full house mit insgesamt sechs Enkelkindern.

„Da lebe ich auf“

Die Fischerei ist das einzige noch aktiv betriebene Hobby, das Herwig in große Begeisterung versetzt. Seit Jahrzehnten gibt es in der Familie eine Fischereiberechtigung für die Lieboch, wo zurzeit leider nur der Fischotter haust. Umso mehr freue es ihn, wenn er auf Einladung eines alten Freundes in „sein“ Kärntner Paradies nach Hüttenberg unterwegs ist, um dort nach kapitalen Forellen mit bis zu vier Kilo Gewicht (die sogenannte Urforelle) seine Angel auszuwerfen. Ansonsten trifft man Herwig Poier nahezu täglich zu morgendlicher Stunde im Genussladen von Sigrid Spath
bei einer Tasse Kaffee auf ein Tratscherl. Nebenbei kann man sich ein wenig am Laufenden halten, denn: „die Jungen kenn ich nicht mehr alle“. Aufgrund der eingeschränkten Gehörkapazitäten (Es weiß eh jeder, dass i terrisch bin..) mußte das langjährige Premierenabo am Grazer Opernhaus aufgegeben werden. Für nahezu jede Art der Sportübertragung kann er sich begeistern,
wobei ihm der Fußball natürlich besonders am Herzen liegt: „Als junger Student war ich ein Kicker, jetzt bin ich nur mehr förderndes Mitglied, dem Sportverein aber immer noch sehr verbunden“.

Und so geht man es heute etwas ruhiger an, genießt das Haus und den schönen Garten und verbringt die Abende auch ganz gerne daheim. Wenn jedoch im kommenden Jahr die Einladung der
Universitätsklinik Graz zum Goldenen Doktordiplom, anlässlich des 50 jährigen Promotionsjubiläum ins Haus flattern wird, freut sich der lebenslustige Herwig Poier schon heute auf ein Wiedersehen mit alten Kommilitonen und ein gemeinsam angestimmtes „Gaudeamus Igitur“